Wiedersehen mit der Hexe Kranawitha (30)
Nach einem lustigen Drachenfamilienwochenende mit Mama, Papa und Franziska erwachte Franzi am Montagmorgen ausgeschlafen und voller Tatendrang. Noch einmal kurz in die Schafwolldecke gekuschelt und schon hüpfte der kleine Drache zu Drachenmama Frieda in die Kochecke der Drachenhöhle. Über dem Feuer bereitete Mama gerade einen Frühstücksbrei für Franzi. „Wo sind Papa und Franziska?“, fragte Franzi die Mutter. Drachenmama Frieda lachte: „Du kleine Schlafmütze hast so lange geschlafen, dass du gar nicht gemerkt hast, dass Papa und Franziska längst zum Drachenkindergarten im Drachental unterwegs sind. Nun komm und iss deinen Haferbrei! Ich habe von Hexe Kranawitha ein paar Walderdbeeren bekommen. Der Brei wird mit den Erdbeeren besonders gut schmecken.“ Franzi nahm am Tisch Platz und Mama Frieda stellte eine Schüssel mit Brei vor ihn hin. Als der kleine Drache ihn sah, musste er lachen! „Auf meinem Brei steht mein Name geschrieben. Das sind ja lauter kleine Walderdbeeren. Danke, Mama!“, sprach‘s und schickte seiner Mama viele Luftbussis. Dann begann er mit gutem Appetit zu essen.
Währenddessen räumte die Mutter auf und bemerkte: „In den Ferien kannst du mir helfen, indem du deine Kinderecke selbst aufräumst, Franzi.“ Und weil man mit vollem Drachenmaul nicht sprechen soll, nickte der kleine Drache.
Als Franzi alles restlos aufgegessen und sogar noch mit der
langen Drachenzunge die Schüssel ausgeleckt hatte, putzte er seine
Drachenbeißerchen, bis sie blitzten. Ohne ein Wort zu sagen, sammelte er die
Kristalle ein, mit denen er am Vorabend mit seiner kleinen Schwester Franziska
Türme gebaut hatte. Die Schafwolldecke faltete der kleine Drache zweimal
zusammen und legte sie in die Ecke des Latschenkieferteppichs. Das neue Buch,
in dem er diese so spannende Geschichte vom frechen Kater Roberto gelesen
hatte, legte er auf das neue Bücherregal. Drachenpapa Fridolin hatte es zu
seinem Drachengeburtstag für ihn gebaut. Endlich war er fertig. Er drehte sich
um und stieß beinahe mit seiner Mama zusammen, die über ihr ganzes Gesicht
strahlte. „Tüchtig, tüchtig!“, sagte sie lächelnd, „Was wollen wir zwei
Hübschen heute am Vormittag machen? Hättest du Lust mit mir und Kranawitha
Latschen für einen neuen Teppich zu sammeln? Das wird eine Überraschung für
Franziska.“
Franzi freute sich, endlich wieder einmal Hexe Kranawitha,
die Bergdohle Siegi und die schneeweiße Katze Morgana zu treffen. Er hatte die
Haustiere der Hexe sehr liebgewonnen. Ganz eng am Felsen entlang flogen die
beiden zur Felshöhle der Hexe, die etwas unterhalb der Gasthäuser lag.
Kranawitha erwartete die beiden bereits vor der Höhle. Und da waren auch ihre
Haustiere. Die Bergdohle Siegi saß immerzu krächzend auf ihrer linken Schulter
und Morgana strich um die Beine der Hexe.
Da ging es auch schon los. „Franzi, Ranzi! Franzi, Ranzi!
“, rief Siegi immerzu und schlug ein wenig mit den rabenschwarzen Flügeln. Das war wohl eine freudige Begrüßung - oder? Der kleine Drachen strich ihm vorsichtig und sanft über das Köpfchen. Die Federn fühlten sich weich und seidig an. Gleich darauf bückte er sich zu Morgana, der schneeweißen Katze mit den grünen Augen, hinunter um sie zu streicheln. Morgana rieb ihr Köpfchen an Franzis Beinen. Der kleine Drache freute sich über die nette Begrüßung. „Hallo Franzi! Wie geht es dir?“, fragte die Hexe Kranawitha. „Mir geht es sehr gut und ich freue mich, dass ich heute mit dir zum Höllkogel fliegen darf“, antwortete Franzi.
„Schneckenfuß und Krötenschleim,
du sollst mir gehorsam sein
Hexenbesen flieg geschwind!
Fliege schneller als der Wind!
Schneckenfuß und Krötenschleim,
du sollst mir gehorsam
sein!“
Sie setzte sich darauf und sauste davon. Drachenmama Frieda
und Franzi hatten Mühe, ihr hinterher zu kommen. Huiii, das war lustig, so
durch die Luft zu brausen! Der kleine Drache flog einmal rechts um Mama Frieda,
dann wieder links herum. „Hör auf mit dem Unsinn!“, rief sie, „Wenn du so
weitermachst, stoßen wir noch zusammen.“
Franzi lachte, aber er flog jetzt neben Drachenmama Frieda
her. Allerdings sauste er im Zickzack über den Berg. Schade, dass es nicht lang
dauerte, bis sie den Höllkogel erreichten. Vor ihnen lagen weit ausgebreitet
die Latschenkieferfelder. Dazwischen kam immer wieder der blanke Felsen zum
Vorschein.
Kranawitha landete und stieg von ihrem Flugbesen. Sie lehnte
ihn gegen einen Felsvorsprung. Mama Frieda und Franzi waren auch schon da.
Die Hexe breitete ein
großes Tuch aus. Auch Drachenmama Frieda hatte ein solches Tuch mitgebracht.
Nun brachen die beiden einige Äste der Latschenkiefern ab und legten sie in die
Tücher. „Franzi, du kannst die Nadeln einsammeln, die am Boden liegen!“, meinte
die Hexe. Der kleine Drache begann sogleich mit der Arbeit. Er warf die Nadeln
in die Tücher, doch plötzlich zuckte er erschrocken zurück und schrie: „Was ist
das? Das ist keine Nadel! So ein großer Wurm!“ Vor ihm auf dem felsigen Boden
schlängelte sich ein ziemlich großer Wurm. Der Wurm hatte sogar ein Muster auf
dem Rücken und Beine! So etwas hatte Franzi noch nie gesehen.
Kranawitha und Mama Frieda eilten zum kleinen Drachen, um
nachzusehen, was er da gefunden hatte. „Das ist kein Wurm! Du hast eine kleine
Eidechse aufgeschreckt. Eidechsen verstecken sich unter den Latschenkiefern.
Sie legen sich jedoch auch gerne auf die Felsen in die Sonne, um sich zu
wärmen. Lass sie in Ruhe, dann kann sie zurück in ihr Versteck!“, erklärte die
Hexe.
Franzi machte einen großen Bogen um das kleine Tier.
Vorsichtig sammelte er weiter Nadeln für den neuen Teppich ein. Auch Kranawitha
und Mama Frieda arbeiteten flink. Als die Tücher voll waren, wurden die vier
Enden zusammengebunden. Kranawitha setzte sich auf ihren Besen, schnappte sich
das Tuch, murmelte ihren Zauberspruch und brauste davon. Drachenmama Frieda
nahm ebenfalls ein Tuch auf ihren Rücken und erhob sich in die Luft. Franzi
sauste hinterher. Schnell wie der Wind flogen sie zurück zur Höhle der Hexe.
Dort angekommen wurde Franzi wieder stürmisch begrüßt. Siegi
brabbelte in einem fort und Morgana legte sich zu Franzis Tatzen, damit er sie
ausgiebig streicheln konnte. Drachenmama Frieda und Kranawitha trugen die
großen Tücher in die hinterste Ecke der Höhle. Dort legten sie sie ab. In ein
paar Tagen würde der Latschenteppich fertig sein und die kleine Franziska ihre
eigene Kinderecke mit dem neuen Teppich bekommen. Noch wusste Franziska nichts
davon und Franzi würde die Überraschung sicher nicht verraten. Er würde das
Geheimnis bewahren. Der kleine Drache freute sich schon darauf, wenn der Tag
gekommen war und Franziska staunen würde.
Drachenmama Frieda und Franzi verabschiedeten sich von der Hexe Kranawitha, Siegi und Morgana. Sie flogen unterhalb der Felsen zur Drachenhöhle zurück. Heute war viel los am Feuerkogel. Als sie in die Nähe der Höhle kamen, entdeckte Franzi seine Freundin Moni, die er schon so lange nicht mehr gesehen hatte. Sie wartete vor der Höhle auf ihn. „Hallo Franzi!
Ich wollte dich schon lange besuchen. Was meinst du? Können wir in den Ferien miteinander eine kleine Wanderung machen. Ich habe Wanderstöcke bekommen. Die möchte ich gerne ausprobieren“, fragte sie. Der kleine Drache stimmte sofort zu. Die beiden vereinbarten, sich in zwei Tagen zu treffen, falls das Wetter es erlaubte, denn bei Regen und Wind ist eine Wanderung nicht so lustig.
Nachdem Moni sich verabschiedet hatte, fragte Franzi Mama
Frieda: „Wann machen wir wieder ein Schwimmtraining im Bergsee? Ich möchte
besser werden.“ Drachenmama Frieda meinte: „Das werden wir heute am Abend mit
Papa besprechen. Vielleicht hat er morgen Zeit.“
Jetzt war es Zeit, das Mittagsmahl vorzubereiten. Franzi
setzte sich auf seinen Latschenteppich und las ein wenig in seinem neuen Buch.
Bald würden Papa und Franziska nach Hause kommen.
Hast du
auch ein neues Buch bekommen, oder warst du schon einmal in einer Bücherei und
hast dir ein Buch ausgeborgt? Bücher sind gute Freunde für Regentage und bringen
Kuschelzeit mit Mama oder Papa! 😊
Kommentare
Kommentar veröffentlichen