Franzi und Franzi! Oder: So ein Schlingel! (27)


Natürlich konnte es der kleine Drache nicht erwarten, das Kälbchen Franzi am nächsten Tag zu besuchen.

Nachdem Franzi seiner Drachenfamilie alles erzählt hatte und alle gemeinsam das Abendessen genossen hatten, war er von Drachenmama Frieda zum Zähneputzen und Schuppenputzen geschickt worden. Auch Drachenkinder müssen sauber sein! Obwohl, Franzi mag vor allem das Schuppenputzen gar nicht. Es dauerte sooo lange bis alles erledigt war. Außerdem war das Wasser ziemlich kalt. Brrrrr!

Franzi putzte zuerst seine Beißerchen und machte sich dann an die Arbeit, seine Schuppen zu putzen. Schuppe für Schuppe, Schuppe für Schuppe…! Endlich war er fertig. Am Morgen würde er sein Schuppenkleid nur noch polieren müssen.

Wie ist das bei dir? Putzt du auch deine Beißerchen jeden Tag zweimal?

Schließlich rollte sich Franzi auf seinem Latschenteppich ein und deckte sich zu. Drachenmama Frieda und Drachenpapa Fridolin kamen, um ihm den täglichen Gute-Nacht-Kuss auf die Drachenstirn zu drücken. „Hmm!“, dachte Franzi, „Das tut gut! Aber schön langsam bin ich zu groß dafür, oder? Naja, ein Weilchen werde ich es noch genießen.“ Rasch schlief er ein.

Am nächsten Morgen erledigte der kleine Drache seine Morgentoilette: Er polierte seine Drachenschuppen auf Hochglanz, reinigte seine Krallen, frisierte seinen Haarschopf und putzte die Drachenbeißerchen.

„Heute wird ein schöner Tag. Ich freue mich auf meinen Besuch bei Hetty und Bruno auf der


Alm. Ganz besonders aber freue ich mich auf den kleinen Franzi“, flüsterte der kleine Drache seiner Drachenmama ins Ohr. Mama Frieda lächelte und fuhr ihm über den Haarschopf, so wie sie es immer tat, bevor Franzi zur Drachenschule im Drachenfelsen am Drachensee flog.

Mit einem Jausenpackerl ausgestattet, der Drachenschultasche am Rücken, segelte Franzi über den Feuerkogel hinab ins Tal zur Drachenschule.

Unten angekommen wuselten bereits viele Drachenkinder in die Schule. Oh, da war Liesette Kugeldrache, seine Freundin! Sie winkte Franzi zu und deutete ihm, er solle zu ihr kommen. Der kleine Drache freute sich. „Hallo Franzi! Wo warst du gestern in der Pause? Weshalb bist du nicht zu mir gekommen? Ich habe dich vermisst!“, sagte Liesette Kugeldrache vorwurfsvoll.
„Oje!“, antwortete Franzi, „Und ich dachte, du willst nicht mit mir sprechen!“ „Aber nein!“, rief Liesette und klopfte Franzi auf die Drachenschulter. Gemeinsam gingen sie in die Drachenklasse.

Der Vormittag ging rasch vorüber. Nun wollte er nach Hause. Heute würde Drachenpapa Fridolin das Mittagessen bereiten. Da gab es sicher Drachenspaghetti mit viel Drachenkäse. Das war eine der Lieblingsspeisen von Franziska und auch Franzi.

Nach dem Essen erledigte Franzi - im Eiltempo - die Hausaufgabe, damit er gleich danach


noch viel Zeit mit seiner Freundin Hetty verbringen konnte.

Am frühen Nachmittag machte er sich schließlich auf den Weg. Erst flog er zum Höllkogel, denn dort waren nicht so viele Menschen. Er wollte ein paar Almkräuter für das Kälbchen pflücken. Ob der kleine Franzi, das Stierkälbchen, schon Kräuter fressen kann, oder immer noch Milch von Hetty trinkt?

Das würde auch nichts machen, denn dann bekommt eben Hetty die guten Kräuter. Weil Franzi immer gut aufpasst, wenn er mit Drachenmama Frieda Kräuter sammelt, weiß er genau, welche er nehmen darf und welche man nicht mitnehmen soll.



Endlich war der kleine Drache zufrieden. Schnell machte er sich unsichtbar. Eins, zwei, drei und SCHWUPPDIWUPP!

Das Drachenkind flog zu den Almen. Er entdeckte seine Freundin Hetty nahe der Almhütte auf einem kleinen Hang mit viel saftigem Gras. Stier Bruno stand wie immer in der Nähe und passte gut auf.

Doch wer hätte das gedacht? Vor der Almhütte entstand plötzlich Unruhe. Einige Männer und Frauen schrien! Auch Kinder konnte man rufen hören.

Franzi flog, noch mit den Kräutern zwischen den Klauen, über die Almhütte. Er schlug mit seinen Flügeln, um noch etwas höher zu kommen. Jetzt konnte er die gesamte Almwiese überblicken. „Halt, du Dieb!“ – „So etwas habe ich noch nie erlebt!“ - „Komm zurück!“ – „So ein Mistvieh!“

Franzi blickte sich um. Da sauste etwas über die Almwiese, hinauf Richtung Wanderweg, auf dem eine Gruppe Wanderer Richtung Steinkogel unterwegs war. Was war das? Oje! Das war doch nicht sein Franzi! Und was hatte das Kalb da im Maul? War das ein Rucksack? Der kleine Drache flog hinter dem kleinen Ausreißer her. Er hätte sich gar nicht so beeilen müssen, denn das Stierkälbchen stand nun neben dem Wanderweg und wühlte mit der Schnauze im Rucksack.

Franzi schlug noch einmal kräftig mit den Flügeln. Dann landete er neben dem Kalb. „Sag einmal! Was machst du da? In einem Rucksack ist doch nichts, was einem Kälbchen schmecken könnte“, flüsterte der kleine Drache.

Immer tiefer wühlte das Kalb im Rucksack. Da schnappte Franzi den Rucksack und wollte ihn wegziehen. Doch irgendwie steckte der Kopf des Kälbchens im Rucksack fest. „Jetzt halt doch einmal still! Ich bin’s der kleine Drache, Franzi. Wir haben uns gestern kennengelernt. Halt still, sonst kann ich dir nicht helfen“, sagte das Drachenkind nun schon etwas lauter.


Laut muhend kamen Hetty und der Stier Bruno näher. „Muuuh, halt still du kleiner Dieb!“, schimpfte Hetty mit ihrem Kälbchen. Endlich gelang es dem Drachenkind, den Kopf des kleinen Stiers zu befreien. Hetty schubste das Kalb und muhte und muhte.

Plötzlich stand die Sennerin Kathi neben Franzi, der immer noch unsichtbar war. Sie bückte sich nach dem Rucksack. „Seltsam!“, dachte Kathi. Sie spürte an ihrer rechten Seite etwas. Als sie die Hand nach rechts ausstreckte, berührte sie den kleinen Drachen, der nicht schnell genug zur Seite springen konnte. „Was ist da?“, dachte Kathi erschrocken, denn sie konnte Franzi, den kleinen Drachen, ja nicht sehen. Rasch breitete das Drachenkind die Flügel aus und erhob sich in die Lüfte. Dabei streifte er die Sennerin noch einmal.

„Zabberdibix!“, dachte er. „Hoffentlich denkt sie nicht zu sehr darüber nach, was sie gespürt hat. Sonst geht es mir vielleicht so, wie bei Moni.“

Kathi hatte aber gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Sie schimpfte mit dem Kälbchen: „Schon am dritten Tag machst du Unfug. Das kann ja etwas werden. Wie deine Mutter!“ Kathi besah den Rucksack, ob er in Ordnung war und lief eilig zurück zur Alm, wo die Wanderer warteten.

„Gott sei Dank! Alles ist da, auch meine Geldbörse und der Rucksack ist nicht kaputt gegangen“, freute sich der Besitzer. Die Aufregung legte sich. Die Wanderer verabschiedeten sich von der Sennerin und bedankten sich für ihre Hilfe. Sie verließen die Alm, um ins Drachental abzusteigen.

Bruno hatte indes seinem kleinen Stierkalb Franzi ordentlich die Leviten gelesen. Mit hängendem Kopf trottete das Kälbchen zwischen Hetty und Bruno zur Alm zurück. Kathi stand in der Tür der Almhütte. Sie sah ihnen zu. „Du bist mir ja einer! Auf dich werde ich aufpassen müssen“ murmelte die Sennerin vor sich hin. „Ganz die Mama!“, fügte sie etwas lauter noch einmal hinzu.

Der kleine Drache wollte nach all der Aufregung nach Hause fliegen. Da bemerkte er, dass er die Kräuter neben dem Almwanderweg vergessen hatte. Er holte sie und übergab sie seiner Freundin Hetty. „Eigentlich wollte ich die Kräuter dem Kälbchen bringen, aber, ich glaube, du kannst sie jetzt sicher zur Beruhigung brauchen. Lass sie dir schmecken!“ Hetty muhte dankbar. Sie meinte noch: „Muuuh, gut, dass du dich unsichtbar machen kannst! Danke für deine Hilfe, Franzi!“

Lächelnd flüsterte Franzi seiner Freundin noch etwas ins Ohr: „Der Kleine kommt ganz nach seiner Mama. Denk an deinen Hut, der dir so gut steht?“ – Da muhte seine Freundin laut auf, als wollte sie lachen. Sie erinnerte sich gut an das Abenteuer im letzten Jahr. „Mein Freund, der kleine Drache, hat recht!“, dachte Hetty.



Franzi beeilte sich, nach Hause zu kommen. Morgen würde er wieder zur Weide fliegen, aber erst am frühen Abend, wenn Mama Frieda es erlaubte. Dann könnte er sich sichtbar machen, damit er mit dem Kälbchen spielen konnte.

 

Falls du die Geschichte mit dem Hut und Hetty noch nicht kennst, sieh ganz unten im Blog nach. Die Geschichte heißt „Hetty, ach Hetty!“


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