Franzi und Franzi (26)




Franzi war gerade von der Schule nach Hause gekommen, als Mama Frieda ihn ermahnte, seine Hausaufgaben zu machen. Das wollte Franzi gar nicht hören. Heute war es in der Schule – ausnahmsweise – nicht schön gewesen.

Sein vielgeliebtes Fräulein Funkendrache hatte ihn ermahnen müssen, weil er mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen war. Er hatte im Drachenturnunterricht einen ordentlichen Zusammenstoß mit Fredi Sprungdrache und Liesette Kugeldrache, eine gute Freundin, hatte in der Pause kein Wort mit ihm geredet.  „Zabberdibix!“, dachte er, „Was war da heute bloß los? Und jetzt auch noch Mama, obwohl sie
genau weiß, dass ich gerade erst nach Hause gekommen bin.“

Missmutig setzte sich Franzi auf seinen Latschenteppich. Franziska war noch im Drachenkindergarten. Nun schnaufte er tief durch, wobei er ordentlich qualmte. Mama Frieda warf ihm von der anderen Seite der Höhle einen vorwurfsvollen Blick zu. Doch Franzi konnte sich nicht beruhigen. Jetzt fauchte er sogar. Mama Frieda legte die Kräuter, die sie gerade zum Trocknen aufhängen wollte, weg. Sie setzte sich neben Franzi und nahm ihn in die Arme. „Was ist denn los, mein Schatz?“, fragte sie sanft.

Erst wollte sich Franzi aus der Umarmung befreien, doch dann hielt er still und knurrte: „Nix!“ Mama Frieda schüttelte den Kopf und meinte dann: „Nichts? Das glaube ich nicht!“  Nun sprudelte es aus Franzi heraus. Er erzählte, was an diesem Schultag alles schief gegangen war. Die Mutter strich ihm über seinen grünen Haarschopf und tröstete ihn: „Ja, so ist das. Manchmal geht etwas nicht so, wie man es selber will, aber morgen wird es wieder anders. Und wenn du dich über Liesette geärgert hast, musst du mit ihr reden. Wahrscheinlich war es nur Zufall, dass sie für dich keine Zeit hatte.“

Schon ging es Franzi ein bisschen besser. Rasch machte er sich daran seine Hausaufgabe zu erledigen. Er bemühte sich, schön zu schreiben, damit er Fräulein Funkendrache und seine Mama beeindrucken konnte. Als er fertig war, war er richtig stolz auf seine Arbeit.

„Was hast du heute am Nachmittag vor, Franzi?“, fragte ihn Drachenmama Frieda. „Ich werde zu den Almen fliegen und einmal nachsehen, ob meine Freundin Hetty schon da ist. Gestern war bei den Almen allerhand los. Es wurde alles für den Sommer hergerichtet.“ Mama Frieda nickte und gab Franzi ein kleines Stück von dem grünen Drachenkuchen, den Franzi so liebte. Kein Krümel blieb zurück. Mama schmunzelte und sagte: „Na, dann los!“


Franzi ging zum Höhleneingang und winkte noch einmal zurück. „Sei rechtzeitig wieder zuhause!“ „Wird gemacht!“, rief Franzi und rieb dreimal an seiner Zauberschuppe. SCHWUPPDIWUPP, schon war er unsichtbar. Er breitete seine Flügel aus und erhob sich in die Luft.

Erst flog er an den Gasthäusern und Hütten vorbei zur Bergstation der Seilbahn. Er wollte sehen, ob noch viele Menschen am Feuerkogel waren. Vorsichtig drehte er eine enge Kurve über dem steilen Abhang und lugte hinunter zur Höhle der Hexe Kranawitha. Doch er konnte weder die Hexe noch Siegi, die Bergdohle, oder Morgana, die weiße Katze, entdecken.  Schließlich flog er zu den Almen.


Schon von weitem sah Franzi auf der Wiese viele braun weiß gefleckte Kühe stehen. Und siehe da, da war auch seine Freundin Hetty. Doch Hetty war nicht allein. Na so etwas! Neben seiner Freundin stand ein Kälbchen und nuckelte an ihrem Euter Milch. Das musste Hettys Kälbchen sein. Ganz in der Nähe entdeckte der kleine Drache Bruno, den jungen Stier, der im vorigen Jahr zum ersten Mal auf der Alm gewesen war.

Franzi blickte sich um. Ob gerade Menschen in der Nähe wären? An der Tür zur Alm stand eine Frau. Das war die Sennerin Kathi. Also konnte sich Franzi nicht sichtbar machen. Ganz vorsichtig setzte er sich zwischen Hetty und Bruno auf die Wiese. Seine Freundin blickte sich um, als hätte sie etwas bemerkt. Franzi schmunzelte und flüsterte Hetty zu: „Ich bin‘s Franzi! Ich freue mich so dich zu sehen.“ Seine Freundin muhte. Franzi legte seine Drachenarme um ihren starken Hals und streichelte ihr Fell. Jetzt muhte Hetty erneut und warf den Kopf in die Höhe. Der kleine Drache wusste nun, dass sich auch seine Freundin über die Begegnung freute. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass Bruno genau beobachtete, was seine Hetty machte. Obwohl er Franzi nicht sehen konnte, erwischte er den kleinen Drachen mit seiner Schulter und schubste ihn weg. Das Drachenkind plumpste auf seinen Popo und schüttelte den großen Kopf. Was sollte er nun tun?

Da muhte Hetty wieder: „Das ist doch nur Franzi, der kleine Drache. Den kennst du doch Bruno!“ Bruno antwortete: „Ich kann etwas riechen, aber sehen kann ich nichts. Ich wollte dich und unser Kälbchen beschützen.“ Hetty lachte muhend: „Ach Franzi, mach dich doch sichtbar! Ich freue mich, meinen kleinen Retter wiederzusehen.“ Sie erzählte Bruno, dem Stier, die Geschichte von ihrer Rettung, als sie sich beim Almauftrieb verletzt hatte.

Franzi blickte sich noch einmal um. Kathi war hinter die Almhütte gegangen. Eins, zwei, drei und SCHWUPPDIWUPP! Der kleine Drache war sichtbar! Franzi lief zu dem Kälbchen. „Darf ich?“, fragte er Hetty. Hetty nickte mit dem Kopf. Vorsichtig näherte sich Franzi dem Kalb. Es war wunderschön und so lieb. Naja, seine Mama war Hetty, seine Freundin. Und Hetty war ja die schönste Kuh auf dem ganzen Feuerkogel.

Sanft strich der kleine Drache über den Hals des Kälbchens. Dann streichelte er es hinter den Ohren und schließlich fuhr er ihm über den Nasenrücken. Das Kälbchen genoss die Streicheleien und schmiegte den Kopf an Franzi. „Das ist Franzi!“, muhte Hetty. „Du meinst dein Kalb heißt Franzi?“ fragte der kleine Drache. „Ja, es ist ein kleiner Stier und ich habe ihm den Namen meines kleinen Retters gegeben.“ – Hetty zwinkerte ihm zu. Der kleine Drache freute sich so sehr, dass er kleine Rauchwölkchen in die frische Bergluft blies. „Fanziiiiii!“ muhte Hetty vorwurfsvoll. „Ach, ich freue mich so! Jetzt gibt es einen kleinen Stier namens Franzi“

Plötzlich hörte man Lärm von der Alm. Einige Menschen lachten, andere stellten ihre Rucksäcke ab.

„Schnell!“, muhte Hetty, „Du musst dich unsichtbar machen!“ – Eins, zwei, drei - dreimal über die blaue Zauberschuppe gestrichen und SCHWUPPDIWUPP war Franzi unsichtbar.

„Das ist gerade noch einmal gut gegangen. Jetzt muss ich aber nach Hause. Drachenmama Frieda, Papa Fridolin und Franziska werden staunen! Bis morgen Hetty, Bruno und kleiner Franzi!“, flüsterte das Drachenkind und erhob sich in die Luft. Mit einem leisen Surren entfernte sich der kleine Drache und war bald daheim.

Wie staunten alle, als sie hörten, dass es nun einen kleinen Stier namens Franzi gab. Franzi war sehr stolz und die Freude gab ihm ein warmes Gefühl im Bauch. Das war so schön. So war der Tag doch noch mit einem guten Gefühl zu Ende gegangen.

Als Franzi in der Drachenkinderecke der Drachenhöhle eingekuschelt in seine Schafwolldecke lag, ahnte er nicht, dass die Sennerin Kathi auf ihrem Bett in der Almhütte lag und darüber nachdachte, was sie glaubte gesehen zu haben: Ein kleiner grüner Drache inmitten der Kuhherde. Das gab es doch nicht! Sie schüttelte heftig den Kopf. Wahrscheinlich habe ich mich getäuscht. Und mit diesem Gedanken schlief sie ein.

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