Ab ins Wochenende! (19)
Es hat sich viel getan in der Drachenschule im Drachenfelsen am Drachensee. Franzi freut sich sehr, dass seine neue Freundin Liesette Kugeldrache nun viele Freundinnen und Freunde in der Klasse gefunden hat. Fräulein Rosanna Funkendrache, die Drachenschullehrerin, hat in dieser Woche den Drachenkindern ein großes Lob ausgesprochen: „Das war eine tolle Woche mit euch! Ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende.“ Mit diesen Worten verabschiedete sie die Drachenkinder ins Wochenende.
Franzi und seine neue Freundin Liesette blieben noch ein wenig länger auf dem Vorplatz der Schule stehen. „Liesette, hast du am Wochenende schon etwas vor? Drachenmama Frieda und Drachenpapa Fridolin laden dich zu uns in die Höhle am Feuerkogel ein. Dann kannst du auch meine kleine Schwester Franziska kennenlernen. Ich möchte dir auch etwas zeigen, aber das verrate ich noch nicht“, sagte der kleine Drache.
„Ich muss erst meine Eltern fragen. Wann soll ich bei euch
sein? Ich kann aber nicht fliegen. Du weißt ja: Kugeldrachen kugeln, aber sie
können nicht fliegen“, antwortete Liesette. „Daran hat mein Papa schon gedacht.
Er wird dich bei deinen Eltern abholen, und solltest du nicht kommen können,
fliegt er einfach wieder zurück. Papa Fridolin kommt morgen am Vormittag zu
euch. Ich würde mich sehr freuen, wenn es klappen würde. Also dann, vielleicht
bis morgen!“, rief der kleine Drache und erhob sich in die Luft. Liesette
Kugeldrache sah ihm nach und winkte. Schließlich kugelte sie nach Hause. Die
Höhle der Familie Kugeldrache lag nicht weit entfernt am Ufer des Drachensees.
Am nächsten Morgen ging alles seinen gewohnten Gang: Franzi schlief etwas länger und spielte dann noch vor dem Frühstück mit Franziska und seinen Kristallen. Die Kleine lachte und klatschte mit ihren Tatzen vor Begeisterung, wenn der Turm, den Franzi aufbaute, mit Getöse umstürzte. Bald war das Frühstück bereit und die Drachenfamilie setzte sich zusammen an den großen Tisch. Der kleine Drache freute sich immer auf das Frühstück am Wochenende, denn da hatte es niemand eilig.
Als alle fertig gegessen hatten, sagte Drachenpapa Fridolin:
„Ich fliege jetzt los und hole Liesette ab. Es dauert nicht lange. Franzi, du
kannst dir schon überlegen, was ihr zusammen unternehmen werdet.“
Nun half Franzi Drachenmama Frieda beim Aufräumen und setzte
sich dann auf seinen Latschenteppich und dachte nach. „Ich hab’s!“, rief
Franzi.
Um sich die Zeit bis zur Ankunft seiner Freundin zu
vertreiben, las er ein wenig in seinem neuen Buch über Steine und Höhlen. Was
es da alles zu entdecken gab! Im Buch waren wunderschöne Kristalle und
Edelsteine abgebildet, aber auch die Bilder von einer großen Eishöhle
faszinierten den kleinen Drachen. Drachenmama Frieda hatte ihm versprochen, im
Sommer einen Ausflug zur Rieseneishöhle zu unternehmen, die nur ein paar
Drachenflugminuten vom Feuerkogel entfernt Richtung Süden liegt.
Vor dem Höhleneingang hörte man das Rauschen, mit dem sich
gewöhnlich die Ankunft Papas ankündigte. Franzi lief zum Höhleneingang und sah
gerade noch, wie Liesette von Drachenpapa Fridolins Rücken kugelte. „Na.
Hattest du einen angenehmen Flug?“, fragte der kleine Drache. Seine Freundin
sagte erst einmal nichts. Sie war etwas grün um die Drachennase. Drachenmama
Frieda stand jetzt auch am Höhleneingang und winkte alle herein: „Ich habe
frischen Kräutertee bereitet. Der wird dir guttun, Liesette!“, meinte sie.
Nachdem Franzi seine Freundin Liesette auch Mama und
Franziska vorgestellt hatte, bedankte sich das Drachenmädchen für die
Einladung. Der Kräutertee, Franzis Lieblingsmischung, roch wunderbar nach
Melisse und Minze. Mit je einem Häferl voll frischem Tee, setzten sich die
Drachenkinder auf den Latschenteppich, wo Franzi stolz seine Kristalle
aufgelegt hatte. Liesette kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. So schöne glitzernde
Steine und Kristalle hatte das Drachenmädchen noch nie gesehen. In der Höhle am
Drachensee gab es solche Kristalle nicht.
Sie spielten eine Weile mit den Kristallen. Schließlich
fragte Liesette den kleinen Drachen: „Du hast gesagt, dass du mir etwas zeigst,
wenn ich dich besuche.“ Nun war es soweit. Liesette wusste ja noch nicht, was
die anderen Drachenschulkinder bereits wussten. Franzi stand auf und tat sehr
geheimnisvoll. Er legte seinen langen Drachenschwanz vor seinen Körper, bückte
sich und……
Was glaubst du, wird Franzi seiner Freundin zeigen? –
Richtig, er rieb über seine blaue Zauberschuppe: Eins, zwei, drei und schwuppdiwupp!
„Franzi, wo bist du? Ich kann dich nicht mehr sehen? Was ist
passiert?“, rief Liesette Kugeldrache. Drachenmama Frieda kam zu ihr und
lächelte: „Nun kennst du Franzis Geheimnis. Schau nur!“- Plötzlich stand Franzi
wieder vor den beiden. Liesette staunte. Der kleine Drache erzählte die
Geschichte, wie er die Zauberschuppe entdeckt hatte. „Das ist ja toll! Du
kannst dich unsichtbar machen. Kann ich das auch?“, fragte Liesette aufgeregt.
„Ich glaube nicht!“, antwortete Franzi, „Dafür kannst du so schön singen, dass
man dir immer zuhören möchte.“ Das Drachenmädchen bekam ganz rote Wangen, so
freute es sich über das Kompliment.
„Möchtest du jetzt hinaus in den Schnee?“, fragte Franzi.
Liesette nickte eifrig. Die beiden Drachenkinder setzten ihre Hauben auf,
banden sich einen warmen Schal um den Hals und zogen so etwas wie Fäustlinge
über ihre Tatzen. Franziska wäre gerne mitgekommen, aber sie war noch zu klein.
„Wir nehmen den Schlitten mit!“, bestimmte Franzi. Bald
darauf stapften sie durch den frischen Schnee, den Hang hinauf, der hinter der
Drachenhöhle lag. Auf dieser Seite konnten die Menschen die Drachenkinder nicht
sehen. Liesette musste sich mit ihren kurzen Beinchen sehr plagen. Doch Franzi
bot ihr an, sich auf den Schlitten zu setzen. Er würde sie hochziehen. Das
Drachenmädchen war erleichtert.
Oben angekommen hatten sie einen herrlichen Ausblick über
den Drachensee im Drachental. Franzi und Liesette ließen sich in den weichen
Schnee plumpsen. Dann rollten sie den Hang seitwärts hinunter. Das
Drachenmädchen kugelte und kugelte. Oh weh, Liesette wurde immer schneller!
Franzi kam nur sehr langsam voran, weil ihn sein langer Drachenschwanz wieder
und wieder abbremste. Schließlich gab er auf und setzte sich in den Schnee. Wo
war Liesette geblieben? Soweit er sich auch umblickte, er konnte seine Freundin
nirgends entdecken. Nun wurde der kleine Drache unruhig. Er stapfte ein Stück zurück,
holte den Schlitten und fuhr den Hang hinunter. Keine Liesette weit und breit!
Franzi machte sich große Sorgen.
Als er am Ende des Hanges angekommen war, hörte er plötzlich
die Stimme der Hexe Kranawitha: „Na sowas, wen haben wir denn da? Einen riesigen
Schneeball? Da schaut ja etwas heraus.“ Franzi ging der Stimme nach und
entdeckte einige Meter von ihm entfernt eine große Schneekugel und davor die
Hexe Kranawitha mit ihrer weißen Katzendame Morgana. „Schnell, Franzi, hilf
mir. In der Schneekugel steckt etwas drin!“, rief sie.
Gemeinsam schoben sie den Schnee auseinander und siehe da:
In der Schneekugel steckte ein spuckendes und prustendes Drachenkind. Liesette
half nun mit, um rascher aus dem Schnee herauszukommen. In ihren Nasenlöchern
und ihrem Maul war immer noch ein wenig Schnee. „Haptschi! Haptschi!“, nieste
Liesette. Dann konnte sie wieder durchatmen. Allerdings kugelten ihr bald ein
paar Tränen über das Drachengesicht, weil… Du glaubst jetzt sicher, dass
Liesette so erschrocken war. Nein, sie musste so viel lachen, dass ihr die
Tränen in die Augen stiegen. Franzi stimmte ein und platzte heraus: „Na, du
bist mir ja eine! Ich habe mir so große Sorgen gemacht!“ Allerdings lachte er
dazu, weil er so froh war, dass dem Drachenmädchen nichts passiert war.
Die Hexe Kranawitha lachte nun mit. Bei ihrer kratzigen
Stimme klang das jedoch wie ein Donnergrollen. „Dann wünsche ich euch beiden
noch viel Spaß, aber übertreibt es nicht mit euren Kugeleien!“, riet sie und
verschwand mitsamt der Katze Morgana wieder in ihrer Höhle.
Franzi half Liesette, den restlichen Schnee aus dem
Schuppenkleid zu klopfen. „Das müssen wir unbedingt noch einmal machen. Das ist
so lustig!“, gluckste das Drachenmädchen - immer noch lachend. „Haptschi!“ - Und
weil Liesette schon wieder niesen musste, meinte der kleine Drache: „Ich glaube,
ich bringe dich jetzt besser zurück in die Höhle. Mama macht dir frischen
Kräutertee, damit du nicht krank wirst nach deinem Kugelabenteuer.“ Das
Drachenmädchen nickte und setzte sich auf den Drachenschlitten. Franzi zog
seine Freundin den halben Hang hinauf. Danach bog er zur Höhle ab.
Dort angekommen bekam Liesette sogleich heißen Kräutertee. Franzis
Schafwolldecke wärmte sie. Bald duftete es in der Höhle nicht nur nach
Kräutertee. Kannst du dir denken, welche Lieblingsspeise sich Franzi für den
Besuch seiner Freundin gewünscht hat?
Sieh selbst!
Ja, du hast es richtig erkannt. Es gab Drachenpizza mit viel
Drachenkäse.
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