Hetty, ach Hetty!(12)
Hetty, ach Hetty!
Franzi, der
kleine Drache vom Feuerkogel, hat eine liebe Freundin. Jeden Sommer kommt die
junge Kuh Henriette, Hetty gerufen, mit einigen anderen Kühen und Kälbern und
neuerdings auch dem jungen Stier Bruno auf den Feuerkogel.
Rund um die
Almhütten im Höllengebirge gibt es saftige Wiesen und, was Hetty besonders
liebt, köstliche Kräuter. Bruno, der Stier passt gemeinsam mit den beiden
Almbauern und der Sennerin Kathi auf alle auf.
Es war Mai
geworden und Franzi wusste: Nun kann es nicht mehr lange dauern, bis er seine
Freundin wiedersieht.
Ihr müsst
wissen, dass Hetty eine besonders hübsche Kuh mit großen kastanienbraunen
Kulleraugen ist, die von einem dichten Wimpernkranz umgeben sind. Hetty ist
eine freundliche Kuh.
Eines
Morgens winkte Hetty Franzi zu, der gerade zur Drachenschule im Drachenfelsen
am Drachensee segelte, als sich einige Wanderer der Alm näherten.
Bruno, der
Stier, hatte Hetty auf ein paar frische saftige Kräuter in der Nähe der
Almhütte aufmerksam gemacht und sie ließ es sich schmecken. Die Wanderer
machten einen großen Bogen um die Tiere und kehrten in der Kolleralm ein. Die
Sennerin Kathi stand vor der Tür, begrüßte die Gäste und fragte nach ihren
Wünschen.
Alle nahmen
auf den Bänken Platz. Sie stellten ihre Rücksäcke auf den Boden. Eine junge Frau
nahm ihren Hut ab und hängte ihn an den Zaun.
Kathi kam
aus der Almhütte und brachte die bestellten Getränke. Einige der Wanderer, so
auch die junge Frau, aßen einen frischen Bauernkrapfen. „Hmm, der schmeckt
köstlich!“, murmelte sie zufrieden. Nun setzte sich die Kathi zu ihren Gästen.
Es wurde eifrig geplaudert.
Währenddessen
kam Hetty auf der Suche nach noch mehr frischen Kräutern der Almhütte immer
näher. In der Nähe des Zaunes hob sie den großen Kopf, um sich die Menschen genauer
anzuschauen. Da endeckte Hetty eine Blume. Sie dachte: „Die muss ich haben, die
schmeckt sicher herrlich.“
Gemütlich
trottete sie auf die Blume zu. Doch als sie die Blume mit ihrer großen Zunge
abrupfen wollte, verfing sich das rechte Horn in dem Ding, an dem die Blume
hing. Erschrocken riss Hetty ihren Kopf in die Höhe und galoppierte davon.
„Halt, das
ist mein Hut! Komm sofort zurück!“ rief die junge Frau und lief Hetty
hinterher. Auch die anderen Wanderer und Kathi verfolgten die Kuh quer über die
Almwiese. Das war eine Aufregung und ein Geschrei. Alle jagten Hetty, auf deren
Kopf ein kecker Hut saß. Hetty rannte einmal links um die Wiese, dann wieder
rechtsherum und die Menschen immer hinterher.
Die Sennerin
Kathi pfiff durch die Finger und schrie: „Hetty! Komm her!“ Doch die Kuh war
völlig verwirrt. Sie hatte da so ein komisches Ding am Kopf. Endlich blieb
Hetty stehen. Bruno wurde aufmerksam und stellte sich zwischen die Menschen und
seine liebe Hetty.
Die Menschen
und allen voran die junge Frau konnten nicht mehr weiter. Alle standen da und waren
völlig außer Atem. Auf einmal musste die junge Frau herzhaft lachen. „Ach, Hetty!“ stieß sie lachend hervor. „Dir
steht der Hut sowieso besser als mir. Du darfst ihn behalten!“ Alle lachten
mit. Es war auch zu komisch: Eine Kuh mit Hut. Schließlich marschierten sie,
immer noch lachend, zur Almhütte zurück.
Hetty stand
ganz verdutzt da. Sie versuchte den Hut abzuschütteln, aber das ging nicht.
Bruno muhte. Hetty muhte. „Was soll ich jetzt machen?“ fragte sie den jungen
Stier. „Ach,“ meinte der nur und blinzelte Hetty zu, „dieses Ding steht dir
gut! Du bist noch hübscher geworden. Schau dich doch an!“ Bruno führte Hetty
zum Wassertrog, damit sie sich im Wasserspiegel sehen konnte. Entzückt
betrachtete die Kuh ihr Spiegelbild.
Ja, Bruno
und die junge Frau hatten Recht. Der Hut stand ihr ausgezeichnet. Außerdem war
sie nun die einzige Kuh mit einem Hut auf der Alm. „Da wird Franzi staunen!“,
sagte Hetty.
Und
wirklich: Der kleine Drache staunte nicht schlecht, als er am Nachmittag über
den Feuerkogel zur Almwiese geflogen kam. Was war das? Eine Kuh mit Hut? Und es
war auch noch seine Freundin Hetty. Bruno erzählte dem kleinen Drachen die
ganze Geschichte und dann musste auch er so viel lachen, dass ihm die Tränen nur
so aus den Augen über die Drachenwangen kullerten.
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