Wie ein Drachenfisch im Wasser? (29)
Nach dem herrlichen Ausflug mit Drachenpapa Fridolin zu dem kleinen See im Gebirge wollte Franzi unbedingt so schnell wie möglich richtig gut schwimmen - ja sogar tauchen - lernen. Die letzten Schultage in der Drachenschule im Drachenfelsen am Drachensee waren sehr lustig. Fräulein Rosanna Funkendrache, Franzis Drachenschullehrerin, machte mit den Drachenkindern Ausflüge. Sie las ihnen lustige, aber auch spannende Geschichten vor. Außerdem schmiedete sie mit ihrer Drachenschulklasse zusammen Pläne für das nächste Drachenschuljahr. Franzi war stolz darauf, dass er bald in die zweite Klasse der Drachenschule gehen darf. So vieles hatte er in diesem Jahr gelernt. Lesen und Rechnen waren seine liebsten Lerngegenstände. Wie ihr ja schon wisst, mag Franzi das Schreiben nicht so gern. Aber so ist es nun einmal: Manches tut man gern und manches eben nicht. Drachenmama Frieda sagt dann immer mit einem Augenzwinkern und einem Lächeln in ihrem lieben Drachengesicht: „Es hilft nichts, auch unliebsame Dinge müssen erledigt werden.“ Da lacht dann Drachenpapa Fridolin, weil er ebenfalls Dinge hat, die er nicht so gerne macht. So geht es allen Drachen.
Franzi hat sich für das nächste Schuljahr überlegt: „Wenn
ich das Schreiben, das ich gar nicht mag, schnell erledige, dann ist auch
schnell vorbei.“
Jetzt beginnen erst einmal die Drachenschulferien. Franzi
freut sich, dass er in der ersten Ferienwoche Drachenmama Frieda während des
Vormittags ganz für sich alleine hat, denn seine kleine Drachenschwester,
Franziska, besucht da noch den Drachenkindergarten.
Obwohl er seine Drachenschwester sehr liebhat und gerne mit
ihr spielt, ist er voll Vorfreude. Er wird viel Zeit haben mit Mama Frieda
Sachen zu besprechen, die im Sorgen machen. Außerdem darf der kleine Drache die
Mutter zum Zwergenkönig Rötel begleiten. Das wird toll. Vielleicht kann er
wieder einen Blick in die Schatzkammer werfen? Drachenpapa Fridolin hat ihm
versprochen, noch einmal mit ihm zum kleinen Bergsee zu fliegen, damit Franzi das
Schwimmen üben kann. Und dann ist da noch die Gassl-Höhle. Der kleine Drache
wünscht sich sosehr, dass Papa ihn wie im letzten Sommer dorthin mitnimmt. Ja,
ihr seht, unser kleiner Drache hat viel vor. Natürlich will er auch Hetty,
Bruno und den kleinen Stier Franzi oft besuchen. Aber auch seine Freundinnen und
Freunde möchte er gerne treffen.
Am letzten Schultag fiel Franzi der Abschied von Fräulein
Funkendrache etwas schwer. Im
Herbst wird es allerdings ein Wiedersehen geben.
Der letzte Schultag war sehr kurz. Erst las Fräulein Funkendrache eine
Geschichte vor. Dann ermahnte sie die Drachenkinder, in den Ferien gut auf sich
aufzupassen. Schließlich erhielt der kleine Drache vom Feuerkogel sein erstes
Drachenzeugnis.
Drachenzeugnis für Franzi, den kleinen
Drachen vom Feuerkogel 1.
Drachenschulklasse |
|
Feuer spucken |
1: Franzi, das kannst du ausgezeichnet! |
Qualmen |
2: Ab und zu solltest du ein wenig weniger qualmen. |
Singen |
2: Übe noch ein wenig! |
Schreiben |
3: Das kannst du sicher etwas besser! |
Lesen |
1: Du bist ein Obersuperspitzenklasse-Leser. |
Rechnen |
1: Schneller rechnet keiner als du! |
Malen |
2: Du solltest mehr Geduld haben, dann schaffst du
es besser! |
Mit dem Zeugnis bekam Franzi einen Brief seiner Frau Lehrerin. Den wollte der kleine Drache gleich lesen, wenn er nach Hause kam. Und da erwarteten ihn auch gleich eine - nein zwei -wunderbare Überraschungen.
Als Franzi zur Höhle kam, begrüßte ihn Drachenmama Frieda. Sie gab ihm einen dicken Kuss auf die Drachenstirn und umarmte ihren Kleinen. „Du hast mein Drachenzeugnis noch gar nicht gesehen“, sagte Franzi. „Das sehe ich mir später an. Ich weiß ja, dass du ein guter Rechner und Leser bist und das Schreiben wird sicher bald besser gelingen. Zur Feier des Tages kochen wir heute zusammen. Was glaubst du, was es gibt?“, antwortete Drachenmama Frieda. Franzi sauste zum Tisch und sah sich alles genau an, was dort bereitlag. Da waren: Mehl, Wasser, Öl, Salz, rote Soße, viel Drachenkäse und ein paar Kräuter. „Hurra!“, rief der kleine Drache, „Es gibt Drachenpizza, aber bitte mit extra viel Drachenkäse!“ Mama schmunzelte: „Hab‘ ich es doch gewusst, dass ich dir damit Freude machen kann. Drachenkäse darfst du auf die Drachenpizza legen, soviel du willst.“
Nach einer Stunde duftete es in der Höhle herrlich nach
Drachenpizza. Von draußen war zu hören, dass Drachenpapa Fridolin geflogen kam.
Mit ihm kam auch Franziska nach Hause. Alle freuten sich auf die wunderbar
duftende Drachenpizza.
Am Nachmittag besuchte Franzi seine Freundin Hetty. Da es ein regnerischer Tag war, musste
er sich nicht unsichtbar machen. Am Feuerkogel war niemand zu sehen. Hetty winkte dem kleinen Drachen zu. Wo Hetty war, waren der Stier Bruno und der kleine Franzi nicht weit. Heute weidete er brav - außerordentlich brav - neben seiner Mutter. Mit einem lauten „MUHHH“ begrüßten sie den kleinen Drachen. Es gab viel zu erzählen. Vor allem, dass die Drachenferien begonnen haben, und Franzi nun mehr Zeit hat die Freundin zu besuchen. Nach einer Weile verabschiedete sich das Drachenkind und freute sich auf die zweite Überraschung, den Ausflug zum Bergsee mit Drachenmama Frieda, denn Papa würde dieses Mal auf die kleine Franziska aufpassen.
Drachenmama Frieda nahm den Rucksack mit, in dem eine Decke
und zwei Handtücher waren. Leider gibt es keinen Drachenschwimmreifen und keine
Drachenschwimmflügerl. Heute ließ Mama Frieda den Stock und die Schlinge
zuhause, denn heute sollte Franzi versuchen alleine zu schwimmen.
Sie flogen los und gelangten rasch zum kleinen Bergsee. Franzi konnte es gar nicht erwarten, ins kühle Wasser zu kommen. „Warte! Nicht so schnell!“, rief Drachenmama Frieda. Doch der kleine Drache watete schon ins Wasser. Er warf sich mit einem Platsch hinein und ruderte mit seinen Drachenarmen, wie Papa es ihm gezeigt hatte. Oje, oje! Es machte plitschplatsch und blubbblubb. Franzi drohte unterzugehen. Nur sein Haarschopf und die Schwanzspitze ragten noch aus dem Wasser. Nun fing das Drachenkind an, um sich zu schlagen.
Mit einem Sprung tauchte Drachenmama Frieda in den See, packte Franzi unter den
Drachenarmen und hob ihn aus dem Wasser. Sie setzte den kleinen Drachen auf
ihren Rücken und schwamm mit ihm zum Ufer. Dort legte Mama Frieda den Kleinen
vorsichtig auf die Decke. In ihren Augen glühte es. Sie spuckte ein wenig Feuer
und qualmte kräftig aus Nase und Ohren. Franzi schüttelte sich und sah seine
Mama an. „Franzi! Was habe ich gesagt! Nicht so schnell! Ich hoffe, das machst
du nie wieder“, schimpfte sie und drückte den kleinen Drachen gleichzeitig fest
sich. Der kleine Drache hörte, wie sehr das Drachenherz seiner Mama klopfte.
Tränen kullerten ihm aus den Augen und er schniefte: „Ich mache das nie
wieder!“ „Du hast mich ordentlich erschreckt. So jetzt rasten wir uns ein wenig
aus und dann beginnen wir mit dem richtigen Schwimmtraining“, sagte Drachenmama
Frieda in strengem Ton.
Nach einiger Zeit stiegen die beiden gemeinsam ins Wasser.
Mama Frieda hielt ihre große Vordertatze unter Franzis Bauch und half ihm so,
über Wasser zu bleiben. Jetzt war Franzi gar nicht mehr so mutig. Er hatte
ziemlich viel Wasser geschluckt und Angst bekommen, als er untergetaucht war. Doch
es ging ganz gut. Das Drachenkind konzentrierte sich und dachte an das, was ihm
Drachenpapa Fridolin gesagt hatte. Eins, zwei, eins zwei! Brav machte er die
Armbewegungen und wedelte mit dem Schwanz. Langsam glitt er unterstützt von
Drachenmama Frieda durch das Wasser. „Gut machst du das!“, lobte ihn Mama. Allmählich
wurde Franzi müde. „Können wir für heute aufhören zu üben?“, fragte er.
Drachenmama Frieda nickte. Sie kehrten ans Ufer zurück. Auf der Decke ruhten sie sich aus. Dann wurde der
Rucksack eingepackt.
Franzi war so müde, dass Mama Frieda ihn kurzerhand auf
ihren Rücken setzte und so mit dem kleinen Drachen zum Feuerkogel zurückflog.
Sachte landete sie vor dem Höhleneingang. Drachenpapa Fridolin nahm Mama Frieda
den kleinen Drachen ab. Vorsichtig trug er ihn hinein. Papa legte Franzi auf
den Latschenteppich und deckte ihn mit der weichen Schafwolldecke zu. Der
kleine Drache schlief nach diesem Abenteuer tief und fest.
Die Dracheneltern setzten sich an den Tisch und Mama Frieda
erzählte von dem Missgeschick. „Das hätte schlimm ausgehen können“, meinte Papa
und seufzte, „Er muss noch viel lernen, vor allem das Zuhören.“
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