Sapperlot! Wie konnte das passieren? (14)


Nach einer etwas unruhigen Nacht schlief die Bergdohle Siegi noch in ihrem Käfig. Drachenmama Frieda hatte Franzi aufgetragen, die Decke erst nach dem gemeinsamen Frühstück vom Käfig zu nehmen.


Leise schlich Franzi am Käfig vorbei, streichelte sanft über das seidige Fell von Morgana, der schneeweißen Katze, und kraulte sie hinter den Ohren. Morgana öffnete die grünen Katzenaugen und erhob sich langsam. Sie reckte und streckte sich, schnurrte leise und begann sich zu putzen. Die kleine rosa Zunge leckte sorgfältig über die Pfote.

Plötzlich wurde es im Vogelkäfig unruhig. Siegi rief: „Will raus! Fraaaanziiii, will raus!“ Schnell holte der kleine Drache eine kleine Schüssel voll mit Sonnenblumenkernen aus der Futterkiste. Er zog die Decke vom Käfig. Dort hopste Siegi bereits aufgeregt auf der Stange herum. Franzi füllte etwas Wasser in eine kleine Schüssel im Käfig und öffnete die Tür, um nun auch die Schüssel mit den Sonnenblumenkernen hineinzustellen.

Als der kleine Drache in den Käfig griff, spürte er plötzlich einen scharfen Schmerz. „Aua!“, rief er entsetzt, „Lass das Siegi!“ Doch Siegi nutzte den Schreckmoment, um haarscharf an Franzi vorbei durch den Höhleneingang nach draußen zu entwischen.

Drachenmama Frieda lief zu Franzi und betrachtete die kleine Wunde: „Das ist nicht schlimm! Dein Schuppenkleid hat dich geschützt. Das haben wir gleich. Ich lege ein paar Kräuter auf die Stelle und du wirst bald nichts mehr bemerken.“ Und wirklich die Blätter, die Mama Frieda auf die Wunde gelegt hatte, kühlten und bald spürte Franzi, dass der Schmerz nachließ. Bei Drachenkindern geht das viel schneller, als bei Menschenkindern, aber die haben ja auch kein Schuppenkleid.

„Ich mache mich gleich auf den Weg und suche Siegi. Hoffentlich finde ich den kleinen Teufelsbraten, bevor die Hexe Kranawitha wiederkommt“, jammerte Franzi. Drachenmama Frieda tröstete den kleinen Drachen und versprach ihm, später bei der Suche zu helfen.

Franzi setzte sich zum Höhleneingang und strich vorsichtig über seine Zauberschuppe. Eins-zwei-drei und schwuppdiwupp! Schon war er unsichtbar! 

Mit kräftigen Flügelschlägen erhob sich das Drachenkind in die Luft. Er segelte über die Almwiesen hoch hinauf zum Höllkogel und dann wieder zurück. Als er in die Nähe der Seilbahnstation kam, hörte Franzi viele Menschen aufgeregt durcheinanderrufen: „He! Lass mein Essen in Ruhe!“ – „Weg mit dir, du Dieb!“ – „Herr Wirt, machen sie etwas! Das Vieh frisst unser Essen!“

Der kleine Drache flog zum Feuerkogelhaus, denn von dort, waren die aufgeregten Rufe gekommen.

Was musste Franzi da sehen? Siegi spazierte in aller Seelenruhe von einem Tisch zum anderen und pickte - einmal hier und einmal da - kleine Leckerbissen von den Tellern der Gäste, die im Gastgarten frühstücken wollten. Die Menschen standen vor ihren Tischen, wedelten mit den Armen und versuchten so, die freche Bergdohle zu vertreiben. Siegi jedoch ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Der Wirt kam mit einer Decke aus dem Gasthaus gelaufen und warf sie über Siegi. Die Bergdohle bemühte sich wegzufliegen und schlug kräftig mit den Flügeln. Die Decke war aber zu schwer.

Franzi dachte: „Das ist meine Chance!“ In einem eleganten Bogen flog er zu den Tischen und packte die Decke samt Siegi, um mit ihr davonzufliegen.  Die Menschen blieben wie erstarrt stehen und trauten ihren Augen nicht. Da schwebte eine Decke, in der ein Vogel steckte über ihre Köpfe hinweg und entfernte sich rasch. Mit offenen Mündern starrten sie dem seltsamen Schauspiel hinterher. Der Wirt konnte nur noch entrüstet murmeln: „Meine Decke!“

Neben dem Wirt stand nun dessen Tochter Moni. Und Moni wusste genau, was da vor sich ging. Sie musste schmunzeln. Das war sicher Franzi!

Der kleine Drache beeilte sich zurück zur Drachenhöhle zu fliegen. „Halt endlich still!“ flüsterte Franzi. Siegi aber schlug in der Decke weiter heftig mit den Flügeln. „Wenn du nicht sofort aufhörst, stürzen wir ab und das willst du sicher nicht!“ Franzi wurde nun schon etwas lauter. Gott sei Dank, näherten sie sich bereits dem Höhleneingang. Dort warteten Mama Frieda und die kleine Franziska.

Weil der kleine Drache noch unsichtbar war, landete er vorsichtig neben Drachenmama Frieda. Als eine Decke mit einem Flatterding darin vor der Drachenmutter zu Boden sank, griff sie rasch zu. Das konnten nur Franzi und Siegi sein. Mama Frieda brachte den unruhigen Vogel in die Höhle, wickelte ihn aus der Decke und hatte alle Hände voll zu tun, um nicht gepiekst zu werden. Rasch setzte sie Siegi in den Käfig und schloss die Käfigtür.

Als sie sich umwandte, sah sie Franzi mit seiner kleinen Schwester Franziska hereinkommen. Jetzt war der kleine Drache wieder sichtbar. „Wie bin ich froh, dass ich Siegi gefunden habe“, seufzte Franzi erleichtert. Drachenmama Frieda wuschelte Franzis grünen Haarschopf und drückte ihm einen Schmatz auf die Stirn. Die kleine Franziska watschelte auf ihren kleinen Drachenbeinchen mit der Mutter in die Kochecke. „Na, was wollen wir heute kochen? Worauf habt ihr Appetit?“, fragte die Mutter. Wie aus einem Drachenmaul riefen die Drachenkinder: „Drachenpizza mit viiiiel Drachenkäse, bitte, bitte, bitte!“

Bald durchzog köstlicher Pizzaduft die Höhle am Feuerkogel. Franzi und Franziska mampften Pizza. Und was machte Siegi? Der war von seinem Abenteuer ziemlich erschöpft. Er saß auf seiner Stange im Käfig und hatte sein Köpfchen unter den rechten Flügel gesteckt. Er schlief. Die Katzendame Morgana lag noch immer zusammengerollt auf Franzis Latschenteppich und schnarchte leise, ganz leise.

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