Aufregung in der Zwergenhöhle (22)
Als am Abend Drachenpapa Fridolin in die Höhle zurückkehrte, bemerkte Franzi gleich, dass sein Vater sehr müde war. Franzi brachte Papa das Abendessen, das Drachenmama Frieda für ihn bereitgestellt hatte. Die kleine Franziska wuselte herbei und drückte sich an Papa Fridolin. Dieser gab ihr einen Schmatz auf die Drachenwange, hob sie hoch und setzte das Drachenkind auf einen Hocker. Franzi rutschte auf den Hocker daneben.
„Danke, Franzi!“, sagte Papa Fridolin und begann zu speis
en.
Schneller, als der kleine Drache schauen konnte, hatte der Vater seinen Teller
leergegessen. „Hmm, das war gut! Mama Frieda ist eine wunderbare Köchin,
oder?“, flüsterte Papa ihm ins Ohr und warf Drachenmama Frieda eine Kusshand
zu.
„Was war denn in der Rötelseehöhle los? Weshalb hast du dem Zwergenkönig helfen müssen?“, wollte Franzi neugierig wissen. Drachenpapa Fridolin streckte sich, stand auf, nahm die kleine Franziska auf den Arm und Franzi an der Tatze. „Kommt, wir setzen uns auf den Latschenteppich und ich erzähle euch die ganze Geschichte“, versprach der Vater.
Nachdem sie es sich gemütlich gemacht hatten - Papa Fridolin
hatte sich ausgestreckt, die kleine Franziska kuschelte sich an seinen
schuppigen Bauch und unser Franzi lag mit seinem Drachenkopf an Papas Schulter
– begann Drachenpapa Fridolin zu erzählen:
Wie ihr wisst, baten gestern die Hexe Kranawitha und der
Zwergenkönig Rötel um meine Hilfe. Stellt euch vor, als König Rötel mit seinen
Zwergen wieder einmal nach dem Zwergenschatz im hinteren Teil der Höhle sehen
wollte, musste er feststellen, dass der Eingang zur Schatzhöhle von vielen
heruntergefallenen Steinen und großen Felsblöcken verlegt war. Eilig begannen
die Zwerge die Steine zur Seite zu räumen. Es gelang ihnen jedoch nicht, auch
die großen schweren Brocken zu bewegen. Deshalb wurde ich zu Hilfe gerufen.
Schon am frühen Morgen flog ich mit Kranawitha los, um zu
helfen. Mühsam musste ich mich durch die schmalen Gänge vorschieben. Für die
kleinen Zwerge, ist dies ja kein Problem.
Während Hexe Kranawitha am Höhleneingang wartete, kroch ich in Begleitung der Zwerge und des Zwergenkönigs immer tiefer in den Berg hinein. Endlich kamen wir zu jener Stelle, an der die Schatzhöhle lag. Die fleißigen Zwerge hatten bereits viele Steine zur Seite geräumt und ins Freie gebracht. Was musste ich sehen? Ein riesiger Felsblock versperrte immer noch den Zugang zum Schatz. Mit aller Kraft schlug ich auf den Felsbrocken ein. Die großen Brocken zersprangen in viele kleinere Stücke. Der Zwergenkönig überwachte die Arbeit und die Zwerge trugen emsig Stein für Stein hinaus ins Freie.
Endlich war es soweit: Der Eingang zur Schatzhöhle war frei.
König Rötel trat ein. Er sah sich um. Waren
alle Edelsteine, das Gold und das Silber noch an ihrem Platz? Da hörte ich ihn entsetzt ausrufen: „Das gibt
es doch nicht! Ojemineh!“ Rötel schlug
die Hände vors Gesicht und schüttelte so heftig den Kopf, dass seine Krone
verrutschte. Hastig setzte er sie wieder gerade.
Sofort befahl er seinen Zwergen, die Edelsteine zu zählen. Denn, so meinte er, da würden einige fehlen. Ganz besonders vermisste er drei rote Karfunkelsteine, die auch noch Zauberkräfte besaßen. Nicht auszudenken, wenn sie in falsche Hände gerieten. Mit Zauberkräften ist nicht zu spaßen.
Wieder im Freien berichtete Rötel der Hexe von seiner
Entdeckung. Sorgenvoll blickte sie zum Höhleneingang und meinte: „Ich verstehe
dich. Du machst dir große Sorgen. Ausgerechnet die drei Karfunkelsteine …!“
„Was hat es mit diesen Steinen auf sich?“, fragte ich. „Diese drei Karfunkelsteine sind sehr wertvoll. Sie gehören dem Riesen Erla. Es sind Zaubersteine. Ich sollte mit meinen Brüdern darauf aufpassen. Was mache ich jetzt? Der Riese Erla wird sehr enttäuscht sein“, jammerte König Rötel.
Weil ich gern helfen wollte, so bin ich zurück in die Höhle
gekrochen. Gemeinsam mit der Hexe Kranawitha und den Zwergen durchsuchten wir
jeden Winkel der Schatzhöhle genau. Schließlich mussten wir die Suche beenden. Alles
war vergebens.
Auf dem Weg zurück nach draußen entdeckte ich nahe dem
Höhleneingang etwas Schwarzes. „Was glaubst du, was das war?“, fragte Drachenpapa
Fridolin den kleinen Drachen Franzi. Nun zeigte er dem Drachenkind eine
schwarze Vogelfeder. „Die habe ich dir mitgebracht. Sieh nur, wie sie glänzt! -
Doch, wie kommt eine Vogelfeder in die Höhle?“, meinte Papa nachdenklich.
„Wem die wohl gehört?“, überlegte Franzi und betrachtete die
rabenschwarze Feder in Papas Tatze genauer. Er dachte angestrengt nach. Dabei
stieß der kleine Drache wieder einmal mehrere kleine Rauchwölkchen aus seinen
Nasenlöchern in die Luft. Hoppla, das war ihm schon lange nicht mehr passiert!
Papas Erzählung war aber auch zu aufregend gewesen.
Plötzlich grinste Franzi über sein ganzes kleines
Drachengesicht. „Ich habe eine Idee. Wir sollten morgen die Hexe Kranawitha
besuchen“, meinte Franzi und lächelte geheimnisvoll. Drachenpapa Fridolin sah
ihn verwundert an und entschied: „Gut, so machen wir das!“ Das Drachenkind
nickte zufrieden. „Willst du nicht verraten, weshalb wir sie besuchen werden?“,
wollte Papa Fridolin wissen. „Nein, das ist mein Geheimnis!“, antwortete
Franzi.
„Jetzt ist es aber Zeit zu schlafen! Es ist spät geworden.
Rasch die Drachenbeißerchen geputzt und ab ins Drachenbett!“, sagte nun Mama
Frieda. Sie nahm die kleine Franziska vorsichtig auf den Arm. Das
Drachenmädchen war auf Papas Bauch eingeschlafen.
Drachenmama Frieda legte die Kleine in ihr Bettchen. Bald
darauf war auch Franzi bereit, sich auf seinem Latschenteppich fest in seine
Schafwolldecke zu kuscheln. Natürlich gab es noch je einen Gute-Nacht-Kuss von
Mama Frieda und Papa Fridolin.
Franzi schlief fast sofort ein.
Am nächsten Morgen machten sich Drachenpapa Fridolin und
Franzi auf den Weg zur Nachbarhöhle, in der die Hexe Kranawitha mit ihren
beiden Tieren wohnte. Kranawitha bat die beiden Besucher einzutreten. Die schneeweiße
Katzendame Morgana begrüßte ihren Retter Franzi. Sie schnurrte laut und strich
ihm um die Drachenbeine. Franzi kraulte Morgana hinter den Katzenohren, denn er
wusste, das mochte sie besonders gern.
Drachenpapa Fridolin erzählte der Hexe, dass Franzi eine
Idee hätte, wo die Zaubersteine des Riesen Erla sein könnten. „Wen hast du in
Verdacht?“, fragte sie den kleinen Drachen. Franzi zeigte auf den großen
Vogelkäfig, in dem Siegi, die Bergdohle, gerade seine Federn putzte.
„Wie soll Siegi an die Steine gekommen sein? Er darf nicht aus
dem Käfig……“, murmelte die Hexe und wurde dabei immer leiser. Auf einmal rief
sie: „Oje, oje, ojemine! Das könnte es sein! Schauen wir nach! Komm Franzi, ich
nehme Siegi an seinen Beinen heraus und halte ihm den Schnabel zu, damit er
dich nicht piksen kann. Sieh unter der Wolle nach, die in der Ecke seines
Käfigs liegt!“ Vorsichtig steckte der kleine Drache seine Tatze in den Käfig.
Zu gut erinnerte er sich noch an die schmerzhaften Schnabelhiebe von Siegi, als
dieser zu Gast bei der Drachenfamilie war. Franzi tastete. Und siehe da! Als er
die Tatze aus dem Käfig zog und die Krallen öffnete, lagen drei wunderschön
funkelnde Edelsteine in seiner Vordertatze. „Das sind sie ja!“ riefen
Drachenpapa Fridolin und Kranawitha beinahe gleichzeitig. „Da wird sich König
Rötel freuen!“
„Wie bist du darauf gekommen?“, fragte Kranawitha und erzählte: „Vor ein paar Tagen war Siegi plötzlich verschwunden. Er hatte sich wahrscheinlich die Käfigtüre mit dem Schnabel geöffnet. Als er jedoch nach einiger Zeit wieder im Käfig saß, war ich einfach nur froh, dass er wieder da war. Das hat er schon mehrmals gemacht.“
Franzi berichtete, dass er in der Drachenschule davon gehört
hatte, wie sehr Rabenvögel glitzernde Dinge mögen. Die Rabenfeder war die Spur
zu Siegi. Außerdem sei Siegi eine besonders kluge Bergdohle. Kranawitha lachte.
Sie beschlossen, sofort zum Zwergenkönig zu fliegen, um ihm die gute Nachricht und die wiedergefundenen Karfunkelsteine zu überbringen.
Wie freute sich der Zwergenkönig! Zur Belohnung durfte
Franzi sich etwas wünschen.
Was denkst du hat sich der kleine Drache denn gewünscht?
Edelsteine waren es nicht! Soviel verrate ich dir.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen