Franzi mag nicht (21)


Die Drachenschulwinterferien waren fast vorüber, deshalb mahnte Drachenmama Frieda den kleinen Drachen doch auch einmal den Griffel zu nehmen und die Drachenbuchstaben zu üben. Franzi hörte das gar nicht gern. Hätte Mama Frieda von ihm verlangt im neuen Buch über die Abenteuer der kleinen Hexe zu lesen, ja dann hätte er sich mit Freuden in seine Kinderecke zurückgezogen. Dort hätte er es sich auf seinem Latschenteppich gemütlich gemacht und sogar seiner kleinen Schwester Franziska vorgelesen. Aber so!

Franzi mochte den Griffel gar nicht. Das Schreiben und Zeichnen fiel ihm mit seinen Klauenfingern gar nicht so leicht und nach ein paar Minuten tat ihm alles weh. Nicht nur die Klauenfinger! Deshalb vermied der kleine Drache es tunlichst irgendetwas zu schreiben.

„Muss das sein?“, maulte er, „Ich mag nicht!“ – Drachenmama Frieda war gerade damit beschäftigt aus getrockneten Kräutern Tee zu machen und hatte deshalb nicht gehört, was Franzi gesagt hatte. Sie ging in die Kellerhöhle um noch mehr Säckchen für die Kräutermischung zu holen. Währenddessen schlich Franzi auf leisen Tatzen aus der Höhle. Er nahm seine Schneeschuhe mit, setzte die Haube auf und war schon draußen im Schnee.

Der Schnee glitzerte in der Morgensonne. Allerdings begann es bereits ein wenig zu tauen und die Schneedecke wurde dünner und dünner. Das hatte der kleine Drache in den letzten Tagen beobachten müssen. Es würde nicht mehr lange genug Schnee zum Schifahren geben, aber das machte Franzi nichts aus, weil er ja auch mit den Schneeschuhen unterwegs sein konnte.

Gerade wollte er losgehen, da erschien Drachenmama Frieda am Höhleneingang und rief streng: „Franzi, was soll das?“ – Das Drachenkind blickte zurück und sah in die funkelnden Augen seiner Mama. Das war kein glückliches Funkeln. Mamas Stirn war in Falten gelegt und aus ihren Nasenlöchern kam ein wenig Rauch. Oh je! Mama war nicht erfreut! Mit hängenden Drachenschultern stapfte er zurück. Drachenmama Frieda sagte gar nichts. Sie funkelte Franzi nur an und wies mit der ausgestreckten Vordertatze zum Höhleneingang. Und da passierte es Franzi wieder einmal……. Was meinst du, was das war?

Ja, du kannst dich erinnern! Franzi ärgerte sich und deshalb stieß er wieder einmal keine kleine, sondern eine gewaltige Rauchwolke in die Luft. „Was soll das?“, fragte Mama Frieda, „Was denkst du dir dabei?“ Sie schüttelte ihren mächtigen Drachenkopf. Franzi duckte sich und schlich ohne ein Wort zu erwidern zu seinen Drachenschulsachen. Mürrisch murmelte er vor sich hin: „Blöder Griffel!“ Schließlich fand er in der Drachenschultasche seinen Griffel und die Wachstafel, die für Übungen vorgesehen war.

Franziska, seine kleine Schwester, nuckelte an ihrem Fläschchen und blickte zu Franzi. „Du hast es gut. Du musst noch nicht schreiben“, murmelte Franzi. Drachenmama Frieda blickt Franzi in die Augen und flüsterte: „Mach doch einfach, dann bist du rasch fertig!“

Zähneknirschend machte sich Franzi an die Arbeit. „Halt!“, rief da die Mutter, „Bevor du anfängst, machen wir jetzt gemeinsam Klauengymnastik.“ – „Klauengymnastik? Was ist das?“, wollte Franzi wissen. Da lächelte die Drachenmutter und sang dem kleinen Drachen ein lustiges Lied von den „Klauenmännern“ vor. Dabei bewegte sie ihre Klauen, als ob sie tanzen würden. „Mach mit!“, sagte Mama und das Drachenkind stimmte unsicher in das Lied ein. Die Klauen unseres kleinen Drachen tanzten nun mindestens so lustig, wie die der Mutter. Als das Lied zum dritten Mal zu Ende war, zeigte Mama Frieda ihrem Franzi, wie er den Griffel halten sollte. Der kleine Drache probierte es aus und siehe da, es tat kaum weh, als er die ersten Buchstaben des Drachen - ABC’s in die Wachstafel ritzte. Schon bald hatte Franzi die Tafel vollgeschrieben. Die Drachenbuchstaben waren ihm sehr gut gelungen. Der kleine Drache hatte sich auch sehr bemüht.

Drachenmama Frieda betrachtete die Wachstafel. Es breitete sich ein strahlendes und liebevolles Lächeln auf ihrem Drachengesicht aus. Sie strich dem kleinen Drachen über den grünen Haarschopf und schmatze ihm ein Bussi auf die Wange. „Das hast du sehr gut gemacht. Und, wenn du noch vor dem Mittagsmahl in den Schnee willst, darfst du jetzt lossausen.“ Franzi drückte sich an die Mutter und lief anschließend zu seiner Drachenschultasche. Bald war alles weggeräumt.

Der kleine Drache schnappte die Mütze, den Schal und seine Schneeschuhe. Schon war er draußen. Weil jetzt doch bereits einige Schifahrer unterwegs waren, rieb Franzi an seiner wunderbaren blauen Zauberschuppe. Und – schwuppdiwupp, war er nicht mehr zu sehen. Nur die Spuren, die er im Schnee hinterließ, zeigten an, wo der kleine Drache über den Berg wanderte.

Schritt für Schritt entfernte sich Franzi von der Höhle. Erst wanderte er den Hang hinauf, bis er zu den Almen kam. Dort konnte man nicht einmal die Eingangstüren sehen, so tief waren sie eingeschneit. Hier in der Mulde lag immer noch viel Schnee. Weiter ging es Richtung Gasthaus Feuerkogelhaus, denn Franzi wollte seine Freundin Moni abholen.

Vorsichtig, um nur ja keine Aufmerksamkeit zu erregen, stapfte der kleine Drache um das Haus herum zum Hintereingang. Leise pfiff er nun sein Lied. Moni kannte es. Da hörte er eilige Schritte hinter der Tür. Die Tür öffnete sich, doch es war nicht Moni, die da herauskam, sondern ihr Vater. Er schaute sich um und weil er nichts entdecken konnte, ging er zurück ins Haus. Franzi war starr vor Schreck. Nun holte er tief Luft. Da ging die Haustüre wiederum auf. Der kleine Drache wagte nicht zu atmen.

Wie war er erleichtert, dass nun seine Freundin Moni vor ihm stand. „Bist du das Franzi?“,

wollte sie wissen. Franzi sah sich um. Niemand da. Eins, zwei, drei – dreimal die Zauberschuppe gerieben und schon war er wieder sichtbar. „Hab ich‘s doch gewusst!“, lachte Moni. „Was ist los?“

„Möchtest du mit mir ein wenig mit den Schneeschuhen durch den Wald wandern?“, fragte Franzi. „Gerne! Ich muss nur noch meinen Eltern sagen, dass ich rausgehe“, antwortete Moni. „Bin gleich wieder da! Mach dich unsichtbar, bis wir im Wald sind! Sonst fällt am Ende noch jemand in Ohnmacht, weil da ein kleiner grüner Drache auf Schneeschuhen über den Feuerkogel marschiert.“, lachte Moni und sauste ins Haus zurück.

Nach kurzer Zeit erschien Moni - gut eingepackt - mit Mütze und Schal und mit ihren Schneeschuhen.

Franzi machte sich rasch unsichtbar. Der kleine Drache ging voraus und Moni folgte seinen Spuren im Schnee. An den Almen vorbei und einen Hang hinunter, schon kamen sie dem Wald immer näher, der ein wenig unterhalb lag. Nun machte Franzi sich sichtbar. Moni bückte sich. Gleich darauf traf ein Schneeball Franzi mitten auf die Drachennase. „Na, warte!“, rief er. Gleich darauf war eine lustige Schneeballschlacht im Gange. Nach einer Weile sahen die beiden wie lebendige Schneemänner aus.

„Stopp!“, prustete Franzi und schüttelte sich den Schnee aus dem Drachengesicht. „Ich kann nicht mehr!“ Lachend ließ er sich in den Schnee plumpsen. Auch Moni klopfte sich den Schnee von der Mütze und der Schihose. Als sie Franzi da so liegen sah, meinte sie: „Gewonnen! Ich hab‘ gewonnen!“

„Das glaub ich nicht!“ sagte das Drachenkind und packte Moni an den Beinen, sodass auch sie im Schnee landete. Das war ein Spaß! Da lagen sie nun im Schnee und lachten und lachten. Schließlich rappelte sich Moni hoch. Sie packte Franzi an seiner Vordertatze und zog ihn in die Höhe. „Schade, dass ich jetzt wieder zurückmuss“, bedauerte Franzi „Mama wartet sicher schon mit dem Essen auf mich. Ich fliege zurück.“ Auch Moni musste wieder heim. Sie wanderten bis zu den Almen. Dort verabschiedete sich Moni. Franzi winkte ihr nach, bis seine Freundin hinter dem Hügel verschwand.

„Als Flugdrache habe ich es gut!“, dachte Franzi. Er rieb dreimal an seiner Zauberschuppe.


Schwuppdiwupp! Der kleine Drache erhob sich in die Lüfte und flog an der Bergstation der Seilbahn vorbei in einem weiten Bogen bis zum Höhleneingang.

„Bin wieder da!“, meldete er sich bei seiner Mama. Die kleine Franziska wackelte voll Freude auf ihn zu und umarmte ihn. „Ranzi da! Ranzi da!“, brabbelte sie in ihrer Babysprache. Der Tisch war bereits gedeckt und die kleine Drachenfamilie - Mama Frieda, Franziska und Franzi - ließ es sich gut schmecken. Drachenpapa Fridolin würde erst am Abend nach Hause in die Drachenhöhle kommen. Er war heute wieder einmal in der Höhle des Zwergenkönigs Rötel, um ihm bei einigen schwierigen Aufgaben zu helfen.


Und, was dort in der Höhle des Zwergenkönigs geschah, davon berichtet die nächste Geschichte.

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