Morgana in Gefahr (20)
Nach dem Besuch von Liesette Kugeldrache verbrachte die Drachenfamilie den Sonntag zusammen in der Höhle. Das Herdfeuer wärmte die Höhle ein wenig. Draußen tobte ein Schneesturm. Die Schipisten waren kaum zu sehen, so tief hingen die Schneewolken über dem Feuerkogel. Bei diesem Wetter brachte die Seilbahn keine Schifahrer auf den Berg. Es war einfach zu ungemütlich.
Deshalb machten es sich Drachenmama Frieda, Drachenpapa
Fridolin, die kleine Franziska und Franzi in der Drachenhöhle gemütlich. Es
duftete herrlich nach Kuchen. Mama Frieda hatte den sonntäglichen
Drachengugelhupf gebacken. Was glaubst du, wie der aussieht?
Auf jeden Fall ist er grün, so grün wie unser kleiner
Drache. Drachenmama Frieda gibt nämlich Spinat in den Kuchenteig. Das macht den
Drachengugelhupf grün. Franzi kann es immer kaum erwarten, bis der Gugelhupf fertig
ist. Bald würde es so weit sein, und der kleine Drache kann das erste Stück der
süßen Leckerei genießen.
Die beiden Drachenkinder saßen auf dem Latschenteppich. Franzi spielte mit seiner kleinen Schwester „Drachenmemory“. Franziska will immer gewinnen. Das weiß Franzi und deshalb verliert er manchmal - aber nicht immer - absichtlich. Es gefällt ihm, wenn sich seine kleine Drachenschwester dann freut.
Drachenpapa Fridolin räumte gerade die Kellerhöhle auf. Man
hörte es von Zeit zu Zeit ordentlich rumpeln.
Plötzlich wurde der Vorhang am Höhleneingang zur Seite
geschoben und die Hexe Kranawitha kam herein. Mit ihr wehte der Wind auch eine
Menge Schneeflocken herein. Rasch schob die Hexe den Vorhang wieder vor den
Eingang. Drachenmama Frieda begrüßte Kranawitha und fragte: „Grüß dich! Du
traust dich bei dem Schneesturm vor die Tür?“ Kranawitha nahm ihren Hexenhut
vom Kopf und befreite ihn vom Schnee. Dann klopfte sie die Schneeflocken auch
aus ihren Kleidern und entschuldigte sich dafür, dass sie am Eingang alles nass
machte. „Tut mir leid!“, seufzte sie, „Ich bin auf der Suche nach Morgana. Sie
ist heute am Morgen, so wie jeden Tag aus der Höhle gelaufen, aber noch immer
nicht wiedergekommen. Ich mache mir große Sorgen, dass sie sich bei dem Sturm
verirrt hat.“ Drachenmama Frieda rief:
„Fridolin, Kranawitha braucht deine Hilfe! Komm doch einmal her!“
Franzi stellte sich zur Drachenmutter. Papa Fridolin schob
sich durch den Eingang zur Kellerhöhle und fragte: „Wie kann ich dir helfen,
Kranawitha?“ Die Hexe erzählte rasch von Morganas Verschwinden. Franzi machte
sich ebenfalls große Sorgen um die schneeweiße Katzendame. Wie sollte man
Morgana in dem vielen Schnee finden, wo sie doch selbst auch schneeweiß war?
Der kleine Drache überlegte, wie man bei der Suche vorgehen könnte.
Da hörte er Drachenpapa Fridolin sagen: „Ich werde
versuchen, sie zu finden. Der Wind hat etwas nachgelassen.“ „Darf ich
mitkommen, Papa?“, bat Franzi. Drachenmama Frieda meinte: „Das ist viel zu
gefährlich. Du bleibst hier bei mir!“ „Aber Mama, vier Drachenaugen sehen mehr
als zwei!“, rief Franzi aufgeregt.
Kranawitha sah traurig zu Boden. Plötzlich schlug sie sich
mit der Hand gegen die Stirn: „Ich bin so vergesslich. Morgana hat ein Glöckchen
um den Hals. Ihr müsstet es hören. Drachen haben ja so ein feines Gehör!“ Der kleine Drache grinste und sagte: „Papa,
zwei Drachen hören auch mehr als einer. Bitte, nimm mich mit!“
Drachenpapa Fridolin kratzte sich am Kopf und überlegte.
Schließlich ging er zurück in die Kellerhöhle und kam mit einem dicken Strick
zurück. Den band er Franzi unter den Armen fest um den Körper. Das andere Ende
schlang er um seinen Körper und sprach: „Du darfst mitkommen, aber du setzt
dich auf meinen Rücken. Ich fliege und du schaust dich um. Durch den Strick
bist du fest mit mir verbunden. Ich kann dich nicht verlieren. Los jetzt!“
Kranawitha wollte noch einen Zauberspruch sprechen, aber in der Aufregung fiel
ihr keiner ein. ( - Hast du eine Idee, welcher Zauberspruch helfen könnte?
Kennst du einen Zauberspruch? - )
Die beiden Drachen verließen die Höhle. Der Wind hatte
tatsächlich nachgelassen und die Wolken sich ein wenig gehoben. Drachenpapa
Fridolin hob mit einer Tatze den kleinen Drachen auf seine Schultern, breitete
seine großen Flügel aus und erhob sich in die Lüfte.
Mit kräftigem Flügelschlag kämpfte Papa Fridolin gegen den
Wind an und flog zunächst zur Seilbahnstation. Franzi hielt sich mit der einen
Tatze gut fest, spitzte die Ohren und mit der anderen Tatze schirmte er seine
Drachenaugen gegen den Schnee ab. Nichts zu sehen und nichts zu hören! Danach
flogen die beiden über den Alberfeldkogel Richtung Brunnkogel. Nirgends war
auch nur eine Spur von Morgana zu sehen oder zu hören.
Franzi machte sich immer größere Sorgen. Nun hielt er sich
mit beiden Tatzen fest, denn der Wind war wieder stärker geworden. Drachenpapa
Fridolin rief: „Franzi wird brauchen Drachenfeuer, aber nur wenig, damit wir
besser sehen können. Du machst das!“ Der kleine Drache sammelte Drachenfeuer in
seinem Bauch. Er öffnete sein Maul und …….
Langsam und gleichmäßig spuckte er Feuer. Der Lichtschein wanderte
mit den beiden Flugdrachen über die Schneeoberfläche. „Bimm, bimm!“ Der kleine
Drache hörte das zarte Gebimmel als erster. Dann drehte Papa Fridolin den Kopf:
„Hast du das gehört?“ „Ja, ich glaube da unten ist sie!“ Doch so sehr sich
Franzi auch anstrengte, nun konnte er nichts mehr hören. Papa Drache flog noch
eine große Kurve. Da war es wieder. Das Gebimmel war nun deutlicher zu hören.
„Ich lande. Wir suchen im Schnee weiter.“ rief Papa Fridolin gegen den Wind.
Langsam glitten die beiden zu Boden und landeten auf der
Schneefläche. Alles weiß, doch da war es wieder, das Gebimmel. Mühsam wateten
die beiden Drachen durch den Schnee. Franzi sah bereits wie ein
Drachenschneemann aus und schüttelte nun den Schnee ein wenig ab. Drachenpapa
Fridolin öffnete sein Maul und spie einen dicken Feuerstrahl in die Luft. Da
sah Franzi Morgana. Die Katze hatte unter den Latschenkiefern Schutz gesucht.
Der Schnee war so hoch, dass nur das Köpfchen zu erkennen war. Der kleine
Drache half Papa Fridolin, das Kätzchen vom Schnee zu befreien. Franzi stieg
wieder auf seine Schultern. Papa hob das Kätzchen hoch direkt in die Tatzen des
kleinen Drachen. Fest umfasste Franzi Morgana und drückte sie an sich. Die
Katzendame hielt ganz still. Franzi streichelte ihr seidiges Fell. Morgana
schnurrte. „Sch, sch, sch! Wir sind bald daheim.“ flüsterte das Drachenkind in
das weiche Fell. „Können wir los?“, fragte Papa Drache. „Alles in Ordnung! Ich
halte Morgana. Wir können zurückfliegen!“, rief Franzi.
Mit einem kräftigen Flügelschlag von Papa Fridolin erhoben
sie sich in die Luft und flogen nun mit dem Wind zurück. Morgana hielt immer
noch still. So konnte Franzi gut auf sie Acht geben. Bald erreichten die drei
den Höhleneingang. Dort hielt Mama Frieda bereits Ausschau. Erleichtert schob
sie den Vorhang ganz zur Seite, damit sie eintreten konnten.
Franzi übergab die Katzendame Morgana an Kranawitha. Überglücklich
nahm die Hexe die kleine Ausreißerin auf den Arm. Die Katze rieb ihr Köpfchen
an der Wange der Hexe und schnurrte zufrieden. „Danke dir, Fridolin und auch
dir Franzi!“, sagte die Hexe. Sie strahlte über das ganze alte Hexengesicht.
Drachenmama Frieda rief nun alle zu Tisch. Es gab Tee und grünen
Drachengugelhupf. Der kleine Drache erhielt ein besonders großes Stück als
Belohnung.
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